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SP
Der Duktus der Nacht
Photofettogramme
1987

Bei der Herstellung der Arbeiten für seine Photofettogramm-Arbeiten schläft Gerhard Lang mit seinem mit Fett eingeriebenem Körper auf Photopapier. Zusätzlich wird in der Nacht über eine Zeitschaltuhr bis zu sechs Mal eine Lampe für eine Minute eingeschaltet. Am Morgen wird das Photopapier entwickelt. Durch die Schatten (Lampe) und die Körperabdrücke (Fett) lassen sich die Bewegungen, Liegestellungen und Berührungsstellen (Körper / Photopapier) rekonstruieren - der Duktus der Nacht. Die Dipl. Sozialpädagogin Rose-Maria Ring und der Krankenpfleger Fernando Groener-Ring sprachen mit Gerhard Lang in Kassel.

[...]

Rose-Maria Ring / Fernando Groener-Ring:
Die Wechselwirkung zwischen Körperschatten und Körperabdruck ist das Herzstück des Zyklus. Wie entstand der Impuls, mit diesen Ebenen zu arbeiten?

Gerhard Lang:
Der Schatten (Projektion) und die Berührung (Abdruck) sind verschiedene Formen der Visualisierung von Präsenz. Diese Ebenen wollte ich in der Arbeit zusammenbringen. Aus meinen Anfangserfahrungen mit der Photographie kannte ich das Problem mit fettigen Fingern, die als Abdruck nach dem Entwicklungsprozess auf dem Photo sichtbar werden. Dieses Phänomen benutzte ich zur Darstellung des Körperabdrucks. Zwar korrespondieren die Körperschatten mit den Körperabdrücken, doch gleichzeitig existiert zwischen beiden eine geheimnisvolle Spannung, die eine geradlinige Betrachtungsweise der Arbeit erschwert. Tatsächlich sind die Schatten einer Arbeit das Ergebnis von bis zu sechs Belichtungen von je einer Minute, während der fettige Körper den gesamten Entstehungsprozess hindurch Spuren auf dem Photopapier hinterlässt (Step/Continuum). [...]

[Auszug aus dem 1999 entstandenem Interview, im Separatum: Der Duktus der Nacht, 2007]


Mehr über den Schatten in Gerhard Langs Arbeit unter:

- Provincia Adumrata. Begegnungen im Schattenreich

- Silhouetten von Wolken


Abb. I: Der Duktus der Nacht 2, 123 cm x 251 cm,  März 1987

Abb. II: Der Duktus der Nacht 3, 123 cm x 237 cm, Februar 1987


I.



II.

Gerhard Lang © VG Bild-Kunst, Bonn